Wohnsituation der Haushalte in Deutschland

Ergebnisse


Wohnverhältnis nach Einkommensdezilen

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 6, S. 17


Der Anteil der Haushalte, die zur Miete und nicht im Eigentum wohnen, liegt in Deutschland bei 49%, d.h., etwa jeder zweite Haushalt wohnt zur Miete. Je nach Haushaltseinkommen ist dieser Eigentumsanteil jedoch unterschiedlich: je geringer das monatliche Einkommen, desto geringer der Eigentumsanteil. In den 10% der Haushalte mit den geringsten Einkommen (1. Dezil) beträgt der Eigentumsanteil etwa 5%, d.h. einer von 20 Haushalten lebt im Eigentum. Bei den 10% der Haushalte mit den höchsten Einkommen (10. Dezil) leben dagegen drei von vier Haushalten im Eigentum.


Wohnverhältnis nach Haushaltstyp

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 35, S. 50


Alleinerziehende und Singles wohnen überwiegend zur Miete, während ca. 50% der Paare ohne oder mit einem Kind im Eigentum wohnen. Bei Paaren mit mindestens zwei Kindern und sonstigen Haushalten wohnen sogar mehr als 50% in den eigenen vier Wänden (Abbildung oben). Besonders hoch ist der Anteil an Mietenden außerdem unter Arbeitslosen, Studierenden und anderen Nichterwerbstätigen. In diesen Gruppen lag der Anteil an Mietenden im Jahr 2018 bei 90%. Unter erwerbstätigen Haushalten, sowie Rentnern und Rentnerinnen ist der Anteil an Mietenden und selbstnutzenden Eigentümer*innen relativ gleich verteilt. Knapp 75% der Pensionäre und Pensionärinnen wohnen in den eigenen vier Wänden. (ohne Abbildung)


Art des Wohngebäudes nach Einkommensdezilen

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 10, S. 21


Die meisten Haushalte in Deutschland wohnen in Mehrfamilienhäusern mit drei und mehr Wohnungen. Auch hier gibt es eine klare Verteilung nach dem Haushaltseinkommen: je geringer das Einkommen, desto mehr Haushalte leben in Mehrfamilienhäusern.


Baujahr des Wohngebäudes nach Einkommensdezilen

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 11, S. 22


Ein Blick auf die Altersstruktur der Gebäude zeigt: Je geringer das Einkommen, desto größer der Anteil der Haushalte, die in älteren Gebäuden - mit Baujahren zwischen 1949 und 1990 - wohnen. Neuere Gebäude, mit Baujahr ab 2001, werden deutlich öfter von Haushalten in den höheren Einkommensdezilen bewohnt.


Wohnfläche gesamt und Pro-Kopf nach Einkommensdezilen

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 12, S. 23


Generell gilt: Haushalte mit geringerem Einkommen nutzen im Durchschnitt weniger Wohnfläche als einkommensstärkere Haushalte. Die Wohnfläche pro Haushalt ist jedoch wenig aussagekräftig, da die Haushalte mit den geringsten Einkommen häufig nur aus einer Person bestehen. Aussagekräftiger sind die genutzte Wohnfläche pro Person. Auch diese steigen mit dem Einkommen deutlich an: während einer Person in einem Haushalt in den ersten drei Einkommensdezilen um die 40 m² zur Verfügung stehen, so nutzt eine Person im 10. Einkommensdezil mehr als 60 m². (Abbildung oben). Schauen wir uns die Wohnflächenverteilung nach Haushaltstyp an so wird deutlich, dass Singles, Paare ohne Kinder und Menschen im Rentenalter besonders große pro Kopf Wohnflächen zur Verfügung haben.


Wärmeenergieverbrauch nach Einkommensdezilen

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 13, S. 24


Der Wärmeenergieverbrauch der Haushalte steigt mit dem Einkommen stark an. Im obersten Einkommensdezil ist der Wärmenergieverbrauch mit 17.000 kWh pro Jahr mehr als doppelt so hoch wie im untersten Einkommensdezil, wo dieser 8.000 kWh pro Jahr beträgt. Der Wärmeenergieverbrauch steht in direktem Zusammenhang mit der Größe der Wohnfläche. Neben der Wohnfläche spielen auch der Effizienzstandard des Gebäudes, das Verbrauchsverhalten der Bewohner und Bewohnerinnen sowie – für den Energieverbrauch zur Warmwasserbereitung – die Anzahl der Haushaltsmitglieder eine Rolle.


Wärmeverbrauch pro m² pro Jahr nach Einkommensdezilen

Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts; aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 14, S. 25


Die Frage, ob Haushalte mit geringen Einkommen häufiger in Wohnungen mit einem schlechteren Energiestandard leben, kann nicht klar beantwortet werden. Dazu liegen derzeit keine aussagekräftigen Daten vor. Die obige Abbildung zeigt: der Wärmeverbrauch pro m² sinkt mit steigendem Einkommen leicht, die Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen sind jedoch gering. Allerdings ist der Verbrauch stark verhaltensabhängig, daher sind aus dieser Beobachtung kaum Rückschlüsse auf die energetische Qualität der Gebäude möglich. Die Tatsache, dass einkommensstärkere Haushalte häufiger in neuen Gebäuden mit Baujahr ab 2001 leben (siehe Abbildung oben), ließe erwarten, dass dort die Verbräuche sehr viel geringer sind. Denn: neuere Gebäude haben aufgrund höherer Energiestandards weniger Wärmebedarf.

Projekte und Studien

Folgende Studien haben wir dazu bisher abgeschlossen:

Cludius, Johanna; Kenkmann, Tanja; Braungardt, Sibylle; Hünecke, Katja; Schumacher, Katja; Bei der Wieden, Malte (2024): Sozialverträgliche Dekarbonisierung im Gebäudebestand. Anreiz- und Verteilungswirkungen von Instrumenten für die energetische Sanierung im Bestand. Hg. v. Umweltbundesamt (UBA). Öko-Institut; Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE); Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Dessau-Roßlau (Texte, 05/2024)

Cludius, Johanna; Noka, Viktoria; Galster, Hannah; Schumacher, Katja (2022): Wie wohnt Deutschland? Wohnsituation, Wohnkosten und Wohnkostenbelastungen von Haushalten in Deutschland. Öko-Institut e.V. Berlin.]

Eden, Alexander; Holovko, Iryna; Cludius, Johanna; Unger, Nelly; Vornicu-Chira, Andreea; Gutowski, Piotr (2023): Making the ETS 2 and Social Climate Fund work. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). adelphi; Öko-Institut; Center for the Study of Democracy; WiseEuropa

Kenkmann, Tanja; Cludius, Johanna; Hünecke, Katja; Schumacher, Katja (2024): Soziale Aspekte von Umweltpolitik im Bedürfnisfeld Wohnen – Gesellschaftliche Trends und bestehendes Instrumentarium. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA)

Klinski, Stefan; Keimeyer, Friedhelm; Braungardt, Sibylle (2021): Teilwarmmietenmodelle im Wohnungsmietrecht als geeignetes Anreizinstrument zum Klimaschutz?. Kurzstudie zur rechtlichen und praktischen Machbarkeit.

Matthes, Felix Chr.; Schumacher, Katja; Blanck, Ruth; Cludius, Johanna; Hermann, Hauke; Kreye, Konstantin et al. (2021): CO2-Bepreisung und die Reform der Steuern und Umlagen auf Strom: Die Umfinanzierung der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Untersuchung für die Stiftung Klimaneutralität (SKN)]

Noka, Viktoria; Cludius, Johanna; Bei der Wieden, Malte; Liste, Victoria; Schumacher, Katja; Braungardt, Sibylle (2023): Wohn- und Energiekostenbelastung von Mietenden. Studie für den Deutschen Mieterbund.

Schumacher, Katja; Cludius, Johanna; Liste, Victoria; Kenkmann, Tanja; Nissen, Christian; Noka, Viktoria (2023): Mehrfamilienhäuser: Der blinde Fleck der sozialen Wärmewende. Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Schumacher, Katja; Cludius, Johanna; Noka, Viktoria; Fiedler, Swantje; Leisinger, Christopher; Tews, Kerstin (2022): Der Klima-Sozialfonds im Fit-for-55-Paket der Europäischen Kommission. Definition und Quantifizierung vulnerabler Haushalte und notwendige Investitionsbedarfe. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) (Texte, 58/2022).]

Schumacher, Katja; Cludius, Johanna; Unger, Nelly; Zerzawy, Florian; Grimm, Fabian (2022): Energiepreiskrise: Wie sozial und nachhaltig sind die Entlastungspakete der Bundesregierung? Ad-hoc-Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Bundesumweltministeriums

Schumacher, Katja; Hünecke, Katja; Braungardt, Sibylle; Cludius, Johanna; Köhler, Benjamin; Liste, Victoria; Noka, Viktoria (2021): Verteilungswirkungen ausgewählter klimapolitischer Maßnahmen im Bereich Wohnen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)]

Schumacher, Katja; Nissen, Christian; Braungardt, Sibylle (2022): Energetische Sanierung schützt Verbraucherinnen vor hohen Energiepreisen – Vorschläge für eine soziale Ausrichtung der Förderung. Sanierungskosten und Förderbedarf für vulnerable Hauseigentümerinnen. Kurzstudie im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH).]

Schumacher, Katja; Noka, Viktoria (2021): Sozialverträgliche Wärmewende in Berlin. Herausforderungen und Lösungen für Haushalte mit geringem Einkommen. (Wissen. Wandel. Berlin. Report, 14).]

Weitere Beiträge:

Podcast #40: Wieso betrifft Energiearmut uns alle, Katja Schumacher und Florin Vondung? Podcast Zukunftswissen des Wuppertal-Instituts

Podcast „Wie sozial kann die Energiewende sein?“ Podcast "Wenden bitte" des Öko-Instituts

Blog: Teilwarmmieten für einen sozialgerechten Klimaschutz in Gebäuden?

Blog: Energiepreiskrise: Wie sozialverträglich ist das Entlastungspaket der Bundesregierung?

Blog: Soziale Einrichtungen und Klimaschutz: Herausforderungen für die Gebäudesanierung