Finanzielle Belastung der Haushalte durch Wohnkosten
Ergebnisse
Private Konsumausgaben nach Einkommensdezilen
Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 3, S. 11
Die Abbildung zeigt die Höhe der monatlichen Ausgaben der Haushalte sowie den Anteil der Ausgaben am verfügbaren Einkommen: Je geringer das Haushaltseinkommen, desto höher ist der Anteil der Wohnkosten an den Ausgaben. Ein Haushalt, der zu den 10% mit den geringsten Einkommen gehört (1. Dezil), gibt etwa 50% des Haushaltseinkommens für das Wohnen aus. Für alle der genannten Konsumausgaben muss dieser Haushalt im Mittel 10% mehr Geld ausgeben als er zur Verfügung hat (110% im 1. Dezil). Ein mittlerer Haushalt in der Gruppe mit den höchsten Einkommen (10. Dezil) dagegen gibt etwa 35% für das Wohnen aus; für alle Konsumausgaben jedoch nur wenig mehr als die Hälfte des verfügbaren Einkommens.
Wohnkosten und Wohnkostenbelastung von Mietenden nach Einkommensdezilen
Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts; aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 16, S. 30
In dieser Abbildung sind nur Mietendenhaushalte dargestellt. Die absoluten Wohnkosten steigen mit der Höhe des Einkommens von unter 500 € (1. Dezil) auf über 1.000 € monatlich (10. Dezil). Der Anteil des Einkommens, der für das Wohnen ausgegeben werden muss, sinkt jedoch mit zunehmendem Einkommen von 36% (1. Dezil) auf 12% (10. Dezil) – dargestellt ist jeweils der Median. Die Abbildung zeigt außerdem die Steigerung der Wohnkosten im Zeitraum 2019 bis 2022. Dieser Kostenanstieg ist bei den Haushalten mit weniger Einkommen stärker als bei denen mit höherem Einkommen. Wichtige Treiber für die Höhe der Wohnkosten sind die Wohnfläche, der energetische Zustand der Gebäude und bei Mietwohnungen die Situation auf dem Mietmarkt.
Belastung durch Wohnkosten bei Mietenden im Jahr 2022
Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts, Fortschreibung auf Basis von ...
Diese Abbildung zeigt für Mietendenhaushalte, welches Einkommensdezil wie stark durch die Wohnkosten belastet ist. So müssen im 1. Dezil 17% der Haushalte mehr als 50% ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben. Bei den einkommensstärkeren Haushalten ist es deutlich weniger: zum Beispiel zahlen im 8. Dezil 65% aller Haushalte max. 20% ihres Einkommens für das Wohnen. Haushalte mit geringem Einkommen sind demnach im Verhältnis zu ihren Einkommen deutlich stärker durch Wohnkosten belastet als Haushalte mit hohem Einkommen, auch wenn sie absolut geringere Ausgaben für Wohnen und Heizen haben.
Wohnkosten und Wohnkostenbelastung von Mietenden nach sozialer Stellung
Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts. aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 18, S. 32
Betrachten wir die finanzielle Belastung durch Wohnkosten nach sozialer Stellung, so zeigt sich, dass Rentnerinnen und Rentner, Studierende und andere Erwerbstätige die höchste Belastung tragen müssen. Etwa 33% des verfügbaren Haushaltseinkommens geben diese Gruppen für das Wohnen aus – dargestellt ist der Median. Zum Vergleich: Bei Beamten und Beamtinnen sind es zum Beispiel nur 20% des verfügbaren Haushaltseinkommens, die für Wohnen ausgegeben werden. Der niedrige Wert bei Arbeitslosen begründet sich darin, dass Transferleistungen mit Bezug zu Wohnkosten einbezogen sind. Die Abbildung zeigt außerdem den deutlichen Anstieg der Belastung zwischen 2019 und 2022.
Wärmeausgaben 2019 vs. 2022 nach EInkommensdezilen
Quelle: FDZ der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018; Berechnungen des Öko-Instituts, Nettoeinkommen von 2018 auf 2019 mit 3,5% p.a. danach mit 2,6% p.a. (Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen 2022) Preise für Strom, Erdgas und Heizöl von DIW (2022). aus: BBSR „Wie wohnt Deutschland“, Abbildung 15, S. 27
Die obige Abbildung zeigt die Ausgaben für Raumwärme und Warmwasserbereitung für alle Haushalte (nicht nur Mietendenhaushalte) nach Einkommen. Auch die Ausgaben für Wärme steigen mit dem Einkommen an: Im 1. Dezil lagen sie 2019 im Mittel bei knapp 700 Euro jährlich und im 10. Dezil bei knapp 1.250 Euro jährlich. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Wärmekosten am verfügbaren Einkommen: im 1. Dezil lag er 2019 bei 5%; in den mittleren Einkommensgruppen lag er bei 2%. Die Abbildung zeigt auch den starken Anstieg der Wärmekosten im Jahr 2022 infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. 2022 lag der Anteil der Wärmekosten am verfügbaren Einkommen bei einkommensschwachen Haushalten bei 7%.
Projekte und Studien
Folgende Studien haben wir dazu bisher abgeschlossen:
Cludius, Johanna; Kenkmann, Tanja; Braungardt, Sibylle; Hünecke, Katja; Schumacher, Katja; Bei der Wieden, Malte (2024): Sozialverträgliche Dekarbonisierung im Gebäudebestand. Anreiz- und Verteilungswirkungen von Instrumenten für die energetische Sanierung im Bestand. Hg. v. Umweltbundesamt (UBA). Öko-Institut; Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE); Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Dessau-Roßlau (Texte, 05/2024)
Cludius, Johanna; Noka, Viktoria; Galster, Hannah; Schumacher, Katja (2022): Wie wohnt Deutschland? Wohnsituation, Wohnkosten und Wohnkostenbelastungen von Haushalten in Deutschland. Öko-Institut e.V. Berlin.]
Eden, Alexander; Holovko, Iryna; Cludius, Johanna; Unger, Nelly; Vornicu-Chira, Andreea; Gutowski, Piotr (2023): Making the ETS 2 and Social Climate Fund work. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). adelphi; Öko-Institut; Center for the Study of Democracy; WiseEuropa
Kenkmann, Tanja; Cludius, Johanna; Hünecke, Katja; Schumacher, Katja (2024): Soziale Aspekte von Umweltpolitik im Bedürfnisfeld Wohnen – Gesellschaftliche Trends und bestehendes Instrumentarium. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA)
Klinski, Stefan; Keimeyer, Friedhelm; Braungardt, Sibylle (2021): Teilwarmmietenmodelle im Wohnungsmietrecht als geeignetes Anreizinstrument zum Klimaschutz?. Kurzstudie zur rechtlichen und praktischen Machbarkeit.
Matthes, Felix Chr.; Schumacher, Katja; Blanck, Ruth; Cludius, Johanna; Hermann, Hauke; Kreye, Konstantin et al. (2021): CO2-Bepreisung und die Reform der Steuern und Umlagen auf Strom: Die Umfinanzierung der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Untersuchung für die Stiftung Klimaneutralität (SKN)]
Noka, Viktoria; Cludius, Johanna; Bei der Wieden, Malte; Liste, Victoria; Schumacher, Katja; Braungardt, Sibylle (2023): Wohn- und Energiekostenbelastung von Mietenden. Studie für den Deutschen Mieterbund.
Schumacher, Katja; Cludius, Johanna; Liste, Victoria; Kenkmann, Tanja; Nissen, Christian; Noka, Viktoria (2023): Mehrfamilienhäuser: Der blinde Fleck der sozialen Wärmewende. Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Schumacher, Katja; Cludius, Johanna; Noka, Viktoria; Fiedler, Swantje; Leisinger, Christopher; Tews, Kerstin (2022): Der Klima-Sozialfonds im Fit-for-55-Paket der Europäischen Kommission. Definition und Quantifizierung vulnerabler Haushalte und notwendige Investitionsbedarfe. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) (Texte, 58/2022).]
Schumacher, Katja; Cludius, Johanna; Unger, Nelly; Zerzawy, Florian; Grimm, Fabian (2022): Energiepreiskrise: Wie sozial und nachhaltig sind die Entlastungspakete der Bundesregierung? Ad-hoc-Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Bundesumweltministeriums
Schumacher, Katja; Hünecke, Katja; Braungardt, Sibylle; Cludius, Johanna; Köhler, Benjamin; Liste, Victoria; Noka, Viktoria (2021): Verteilungswirkungen ausgewählter klimapolitischer Maßnahmen im Bereich Wohnen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)]
Schumacher, Katja; Nissen, Christian; Braungardt, Sibylle (2022): Energetische Sanierung schützt Verbraucherinnen vor hohen Energiepreisen – Vorschläge für eine soziale Ausrichtung der Förderung. Sanierungskosten und Förderbedarf für vulnerable Hauseigentümerinnen. Kurzstudie im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH).]
Schumacher, Katja; Noka, Viktoria (2021): Sozialverträgliche Wärmewende in Berlin. Herausforderungen und Lösungen für Haushalte mit geringem Einkommen. (Wissen. Wandel. Berlin. Report, 14).]
Weitere Beiträge:
Podcast #40: Wieso betrifft Energiearmut uns alle, Katja Schumacher und Florin Vondung? Podcast Zukunftswissen des Wuppertal-Instituts
Podcast „Wie sozial kann die Energiewende sein?“ Podcast "Wenden bitte" des Öko-Instituts
Blog: Teilwarmmieten für einen sozialgerechten Klimaschutz in Gebäuden?
Blog: Energiepreiskrise: Wie sozialverträglich ist das Entlastungspaket der Bundesregierung?
Blog: Soziale Einrichtungen und Klimaschutz: Herausforderungen für die Gebäudesanierung